Eigene Kanzlei gründen - So geht’s

Um eine Anwaltskanzlei zu gründen, gibt es verschiedene Schritte, die Sie beachten sollten. Hier ist ein grundlegender Leitfaden:

Berufszulassung sicherstellen

Stellen Sie sicher, dass Sie eine Zulassung zur Anwaltschaft besitzen. In Deutschland erfordert dies das Bestehen des zweiten Staatsexamens. Mit der Zulassung gilt die Kanzleipflicht.

Businessplan Kanzleigründung - Der Blick in die Zukunft

Erstellen Sie einen detaillierten Geschäftsplan. Überlegen Sie sich, welche Rechtsgebiete Sie abdecken möchten, wer Ihre Zielklientel ist und wie Sie diese erreichen können. Wenn Sie einen Businessplan erstellen, sind insbesondere die finanziellen Prognosen und Strategien für Marketing wichtig.

Die Erstellung eines Businessplans sollten Sie in Word und Excel oder in einem Online-Programm durchführen. Führen Sie im Finanzteil alle für die Gründung einer Kanzlei notwendigen laufenden Kosten und einmal Ausgaben auf. Kurzum: Schätzen Sie alle Ausgaben, die für das Kanzlei einrichten und unterhalten notwendig sind. Planen Sie die Entwicklung der Einnahmen mit verschiedenen Szenarien und erstellen Sie eine Übersicht für mindestens drei Jahre.

Standortwahl - Neugründung oder Übernahme einer Kanzlei

Wählen Sie einen Standort für Ihre Kanzlei. Berücksichtigen Sie dabei Faktoren wie die Nähe zu potenziellen Mandanten, die Erreichbarkeit und die Mietkosten. Überlegen Sie sich, ob Sie eine bestehende Kanzlei und ggf. dessen Mandate übernehmen oder eine neue Kanzlei eröffnen wollen.

Bei der Übernahme einer bestehenden Kanzlei sollten Sie unbedingt die geltenden Bestimmungen zum Datenschutz im Übernahmeprozess berücksichtigen.

Firmenstruktur wählen

Entscheiden Sie, ob Sie allein oder mit Partnern arbeiten möchten. Wenn Sie Partner haben, sollten Sie eine Sozietät oder eine Partnerschaftsgesellschaft gründen.

Eine Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung (PartG mbB) ist eine Rechtsform in Deutschland, die speziell für Freiberufler geschaffen wurde. Sie kombiniert Elemente der Partnerschaftsgesellschaft mit denen einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH).

Rechtliche Anforderungen klären

Informieren Sie sich über alle relevanten gesetzlichen und berufsrechtlichen Anforderungen. Dies beinhaltet auch die Anmeldung bei der zuständigen Anwaltskammer.

Versicherungen abschließen

Als Anwalt sind Sie verpflichtet, eine Berufshaftpflichtversicherung abzuschließen. Prüfen Sie auch, ob weitere Versicherungen sinnvoll sind. Als selbstständiger Anwalt sollten Sie sich zu Kranken- oder Pflegeversicherungen, Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherungen informieren.

Als Kanzleigründer sollten Sie sich außerdem mit der zuständigen Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung vertraut machen. Die gesetzliche Unfallversicherung ist ein Teil des Versicherungs-Systems des deutschen Sozialstaats. Sie bietet Schutz bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten.

Büroausstattung und -technik

Richten Sie Ihr Büro mit der notwendigen Ausstattung ein. Planen Sie Computer, Büromöbel und Kanzleigründer-Software ein. Achten Sie dabei schon von Beginn an auf optimale Prozesse. Verwenden Sie KI-gestütze Software für die Terminbuchung, um die Mandatsannahme von ihrem Personal zu entkoppeln.

Mitarbeiter einstellen und Dienstleister beauftragen

Abhängig von der Größe Ihrer Kanzlei benötigen Sie möglicherweise Mitarbeiter. Die Beschäftigung von Mitarbeitern kann sinnvoll sein, um Sie bei anwaltlichen Tätigkeiten und koordinierenden Aktivitäten zu unterstützen.

Folgende Positionen können dabei für Sie relevant sein:

  1. Kanzleimanager
    • • Überwachung der finanziellen Situation der Kanzlei
    • • Management von Personal
    • • Einstellungen und Entwicklung von Personal
    • • Entwicklung und Implementierung von Geschäftsstrategien
    • • Optimierung von Arbeitsabläufen und Prozessen
    • • Marketing und Akquise von Mandaten
    • • IT-Management und Sicherstellung der Einhaltung des Datenschutzes
  2. Rechtsanwaltsfachangestellte
    • • Aktenführung und -verwaltung
    • • Vorbereitung von Schriftstücken und Korrespondenz
    • • Überwachung von Terminen und Fristen
    • • Mandantenempfang und -betreuung
    • • Bearbeitung von Post und Telefonaten
    • • Unterstützung bei der Buchhaltung und Rechnungsstellung
  3. Rechtsfachwirte
    • • Qualifizierte Sachbearbeitung
    • • Erstellen von Schriftsätzen
    • • Bearbeitung von Forderungen
    • • Unterstützung bei der Betreuung von Mandanten
  4. Wissenschaftliche Mitarbeiter
    • • Unterstützung der Anwälte bei der Recherche
    • • Ausarbeitung von juristischen Fragestellungen
  5. Auszubildende
    • • Ausbildung zum Rechtsanwaltsfachangestellten oder in einem ähnlichen Beruf
  6. Sekretariats- und Empfangspersonal
    • • Allgemeine Büroarbeit
    • • Empfang von Mandanten
    • • Telefonate und Postbearbeitung

Zudem sollten Sie mit zuverlässigen Dienstleister für EDV-Betreuung, Marketing, Buchhaltung und Steuern arbeiten. Bei großen Kanzleien kann es sinnvoll sein, diese Tätigkeiten durch angestellte Mitarbeiter auszuüben.

Marketing und Netzwerkaufbau

Entwickeln Sie eine Strategie für Marketing, um neue Mandanten zu gewinnen. Überlegen Sie sich über welche Kanäle Sie ihre Mandanten akquirieren wollen. Mund-zu-Mund Propaganda ist in der Regel nicht ausreichend. Erstellen Sie eine Website, nutzen Sie Social Media und lokale und berufliche Netzwerke.

Finanzen managen

Richten Sie ein effektives Buchhaltungssystem ein und überwachen Sie Ihre Finanzen sorgfältig. Dies umfasst die Verwaltung von Mandantengeldern, Rechnungsstellung und das Einhalten von Steuerpflichten.

Fortlaufende Bildung und Compliance

Halten Sie sich über aktuelle Gesetzesänderungen und Rechtsprechungen auf dem Laufenden. Erfüllen Sie außerdem alle beruflichen Anforderungen zur stetigen Weiterbildung. Fortbildungen sind ein wesentlicher Bestandteil der beruflichen Entwicklung und Qualitätssicherung in der Rechtspraxis. Sie sollten daher sorgfältig geplant und umgesetzt werden.

Rechtsanwälte müssen in der Lage sein, ihre Fortbildung gegenüber der Rechtsanwaltskammer auf Verlangen nachzuweisen. Dies geschieht üblicherweise durch eine Teilnahmebestätigung oder Zertifikate.

Für Rechtsanwälte, die einen Fachanwaltstitel führen, sind die Anforderungen für Fortbildungen noch spezifischer. Gemäß den Fachanwaltsordnungen müssen Fachanwälte jährlich eine bestimmte Anzahl an Stunden fachspezifischer Fortbildung nachweisen.

Die Fortbildung soll sich auf die Tätigkeitsbereiche des Anwalts beziehen. Es gibt keine strikte Vorgabe hinsichtlich der Themen, aber sie sollten relevant für die praktizierte Rechtsgebiete sein.

Fortbildungen können in verschiedenen Formaten erfolgen, darunter Seminare, Workshops, Online-Kurse und Fachkonferenzen. Wichtig ist, dass die Fortbildung von der zuständigen Rechtsanwaltskammer anerkannt ist.

Es wird empfohlen, dass Rechtsanwälte ihre Fortbildungen regelmäßig über das Jahr verteilen. So bleiben sie immer auf dem neuesten Stand.

Als Inhaber einer Kanzlei muss auch der zeitliche und finanzielle Aufwand für Fortbildungen berücksichtigt werden. Diese sind in der Regel selbst zu finanzieren und müssen in den Arbeitsalltag integriert werden.